Trauer und Trauma
Es gibt Verluste, die von den Hinterbliebenen als traumatisch erlebt werden.
Ein Trauma ist ein schreckliches, oft katastrophales Ereignis, das Betroffene absolut überwältigt und als eine unmittelbare Bedrohung für Leib und Leben oder auch die seelische Gesundheit wahrgenommen wird.
Diese Überwältigungserfahrung hat eine Veränderung des psychischen Systems zur Folge. Um zu überleben, werden Wege gefunden, sich davon abzugrenzen, z.B. durch Verleugnung, Verdrängung oder Erstarrung. Das Überflutungserleben ist mehr oder weniger permanent im Hintergrund präsent.
Traumatische Erlebnisse wie Krieg, Folter, tätliche oder sexuelle Gewalt, lebensbedrohliche Unfälle oder Naturkatastrohen sind oft verbunden mit dramatischen Auswirkungen auf Körper, Geist und Seele, die in der Diagnose einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) erfasst werden.
Wir können das Geschehene nicht ändern, sondern nur die Abdrücke, die es in uns hinterlässt
Bei der Diagnose einer PTBS aber werden Ereignisse, die (für Außenstehende) nicht universell traumatisierend wirken, nicht berücksichtigt. Der (unnatürliche) Verlust eines nahestehenden Menschen gilt hier nicht unbedingt als traumatisches Ereignis, auch wenn Betroffene dadurch schwer traumatisiert werden.
Für traumatisierte Hinterbliebene geht das Leben nicht einfach weiter. Zu viel ist zerbrochen, das erst heilen muss, bevor es integriert werden kann.
Deine Trauer erfordert Aufmerksamkeit und Güte gegenüber dem, was nicht geändert werden kann. Die Welt wird dir das nicht immer entgegenbringen können. Aber du kannst es.
Alle Impulse und Übungen im Journal unterstützen dich dabei, deine Gedanken und Gefühle besser zu verstehen.
Dabei geht es ausdrücklich nicht um Manipulation, Beschleunigung oder Beseitigung deiner Trauer. Vielmehr geht es darum, dich mit ihr zu verbinden und zu würdigen, was IST.
Das Journal kann auch als Orientierungshilfe dienen. Es bietet Denkanstöße und gibt dir täglich etwas zu tun.
Journal 2

Vorschau Journal 2
Dein innerer Tresor
Halte Belastendes unter Verschluss

Die Tresorübung ist eine oft in der Traumatherapie eingesetzte Imagination. Sie dient dazu, sich von belastenden Bildern oder Gedanken zu distanzieren. Dazu werden alle belastenden Elemente in einem imaginären Safe aufbewahrt, der sicher und abschließbar ist. Aus diesem Safe können sie dann zu einem späteren Zeitpunkt wieder hervorgeholt und weiterbearbeitet werden – wenn man das möchte.
Werde ich verrückt? Ausmalen ist eine achtsame erholsame Tätigkeit

Trauma- und Trauerreaktionen spielen sich meist unterhalb der denkenden Hirnebene ab. Funktionen, die nicht überlebenswichtig sind, werden ignoriert oder abgeschaltet.
Die Folge sind, Konzentrationsstörungen, Desinteresse, Vergesslichkeit und andere Nebeneffekte, die sich mit der Zeit zurück bilden, wenn sich eine neue Ordnung gebildet hat.
Alles schmerzt: .Wo sitzt die Trauer in deinem Körper

Das fast physische Gewicht der Trauer kann auch direkte Auswirkungen auf den Körper haben und zu Veränderungen bei Appetit Gewicht, Energieniveau und Schlaf und anderen körperlichen Problemen führen. All dies kann Folge des anhaltenden seelischen Drucks sein, der mit (traumatischer) Trauer einhergeht.
Wie lief es heute?
Belohne dich

Schock und Nebel in deinem Kopf lassen Energie und Leistungsfähigkeit auf ein Minimum sinken. Mach dir keine Vorwürfe. Die dynamische Person, die sonst alles nebenbei erledigte, gibt es zurzeit nicht. Belohne dich für jede „Kleinigkeit“. Auch Zähneputzen, Katze streicheln, oder ausreichend Wasser trinken werden gewertet.
Deine Trauer erfordert Aufmerksamkeit und Güte gegenüber dem, was nicht geändert werden kann.
Die Welt wird dir das nicht immer entgegenbringen können.
Aber du
kannst es.

Lesetipp
Roland Kachler, Traumatische Verluste
Heidelberg 2021
ISBN 978-3-8497-0376
Der Psychologe und betroffene Vater beschreibt umfassend und wissenschaftlich fundiert die Aspekte eines traumatischen Verlustes. Kennzeichen, Kontexte sowie Auswirkungen eines Verlusttraumas werden detailliert dargestellt und lösungsorientiert erörtert.