Meisterin zweier Welten

Das Schicksal mischt die Karten und wir spielen
(Arthur Schopenhauer)
Diese Weisheit hat auch mich in der Vergngenheit schmerzhaft eingeholt. Dabei war doch (endlich!) alles gut: Wie durch Zauberhand hatte sich nach vielen Rückschlägen die Verbindung mit dem ÜBERALLESGELIEBTEN auf überaus beglückende Weise erfüllt und das Leben sich zu einem wunderbaren Ganzen gefügt.
Doch saß ich – quasi im Brautkleid noch – in der neuen Wohnung auf den Umzugskartons, als ein Inferno losbrach, in dem das geliebte DU nach monatelangem Leiden sowie einer Reihe menschlicher Fehlentscheidungen und medizinischer Fahrlässigkeit sein Leben beenden musste.
Es folgten viele, sehr sehr viele Monate voller desaströser Zusammenbrüche und psychischer Totalausfälle, bis eine erste Ahnung davon aufkeimte, was es bedeutet, von nun an mit dem Unabänderlichen leben zu müssen.
Welch qualvolle Wandlung ich aber durchmachen würde, wusste ich da noch nicht. In mir begann eine Art Ablöseprozess von meinem früheren Leben und dem früheren Ich, der mich nach und nach zur Meisterin zweier Welten werden lässt: dem DAVOR und dem DANACH. Und bis heute würde ich diesen Prozess mit Freuden gegen das DAVOR eintauschen.
Bearing the Unbearable – Das Unerträgliche ertragen
Dieser Buchtitel der amerikanischen Therapeutin und trauernden Mutter Dr. Joanne Cacciatore wurde mir zum Leit- und Leidgedanken meiner unerbetenen Wirklichkeit.
„Ich kann jetzt auch einen Baum malen, bevor ich auf dumme Gedanken komme…“ : So erledigte ich außerdem zunächst pflichtbewusst, aber ohne innere Überzeugung die „Hausaufgaben“, die mir meine Trauerbegleiterin behutsam aufgab.
So lernte ich mit der Zeit, meine emotionale Trauermuskulatur durch reflektierendes und kreatives Gestalten zu stärken. Von Haus aus Pädagogin, Historikerin und Musikerin, füllte ich auf diese Weise nach und nach meinen persönlichen Trauerraum.